Eine andere Art Schule

Eine andere Art Schule

Die Grundschule Wutach geht neue Wege und will das eigenständige Lernen fördern.

WUTACH/BONNDORF. Am Mittwoch, 12. Dezember, steht die schon länger geplante förmliche Gründung des Zweckverbandes Schule der Gemeinden Bonndorf, Grafenhausen, Stühlingen, Ühlingen-Birkendorf und Wutach an. An der Organisation der Schulen innerhalb des Zweckverbandes soll sich einiges ändern. Ein besonderes Modell, das auch bestehen bleiben soll, hat bisher schon die Grundschule Wutach.
"Ich bin jemand – ich kann etwas" lautet das Motto der Schule, das Schulleiter Klaus Elbers kürzlich mit einem Vortrag in Bonndorf vorstellte. Zentrale Punkte des Konzepts sind die Familienklassen, in denen Kinder von der ersten bis zur vierten Klasse gemeinsam in einem Klassenzimmer lernen, und die Arbeitspläne. Täglich in der ersten bis dritten Stunde, so erläuterte Elbers, beschäftigen sich die Schüler eigenverantwortlich mit den im Plan vorgesehenen Themen wie etwa Lesen oder Rechnen. Welche der Aufgaben sie dabei auswählen, in welcher Reihenfolge sie sie bearbeiten und auf welche Weise, entscheiden die Kinder selbst.

Angeboten werden einfache, normale und besonders anspruchsvolle Aufgaben. "Es gibt ein bewusstes Überangebot an Arbeitsblättern. Die Kinder sollen lernen zu unterscheiden, was sie können und was nicht", erläutert Klaus Elbers. Und sie sollen ihre Arbeit auch kritisch hinterfragen: Drei Smileys, ein fröhliches, ein neutrales und ein eher trauriges, sind zum Ankreuzen auf den Blättern vorhanden. Diese Einschätzungen der eigenen Arbeit werden, so Elbers, auch gemeinsam besprochen, damit die Kinder sehen können, dass jeder mal besser, mal schlechter mit den Aufgaben zurecht kommt.

Die Lehrer stehen als Ansprechpartner bei Problemen zur Verfügung und haben, so erklärt Klaus Elbers, durch die selbstständige Arbeit der Kinder mehr Zeit, sich um jene zu kümmern, die Schwierigkeiten mit einer Aufgabe haben. Die benötigten Materialien stehen für alle drei Klassen in thematisch sortierten Regalen im Flur, die Klassentüren stehen offen.

"Im Mittelpunkt unserer Arbeit steht die Überzeugung, dass jedes Kind lernen will. Wir glauben, dass unsere Arbeitsweise die Freude und Neugier am Lernen erhält", heißt es im Leitbild der Schule. Und auch eine hohe soziale Kompetenz soll den Kindern vermittelt werden, beispielsweise dadurch, dass sie sich gegenseitig bei Aufgaben helfen und so auch ihre unterschiedlichen Fähigkeiten akzeptieren und schätzen lernen.

"Es geht heute immer um Teamfähigkeit, am Fließband wie im Großraumbüro", unterstrich Schulleiter Elbers die Bedeutung dieses Lernziels. Und auch die lebenslange Freude am und Bereitschaft zum Lernen sei wichtig und bei Arbeitgebern gefragt. Als Beispiel nannte er unter anderem die Reparaturanleitung für ein Auto. 1933 habe diese fast gar keine Seiten gehabt, 1998 schon rund 14 000.

Statt Noten gibt es sechs Elterngespräche im Jahr, das Lehrerkollegium, das eng als Team zusammenarbeitet, möchte sich mehr auf die Stärken als auf die Schwächen der Kinder konzentrieren. Nur auf Wunsch der Eltern werden die Kinder benotet, dafür finden dann nur zwei Elterngespräche statt. Dennoch, so Elbers, sei durch einen Rahmenplan gewährleistet, dass die Schüler auch Themen, die ihnen schwerfallen, bearbeiten. Tests werden dann geschrieben, wenn das Kind sich dazu bereit fühle.

Die Anfänge seien nicht einfach gewesen, gab der Schulleiter auf Nachfragen aus dem Publikum zu. Einige Eltern hätten ihre Kinder woanders eingeschult, andererseits kommen auch Schüler aus anderen Gemeinden extra wegen des neuen Konzeptes an die Grundschule Wutach, die mit 50 bis 60 Schülern in drei Klassen eine familiäre Atmosphäre biete. Auch mit dem Kindergarten vor Ort arbeitet die Schule, so erzählt Elbers, eng zusammen, Kinder können von dort stundenweise schon am Unterricht der "Großen" teilnehmen und sich so schrittweise an den Schulalltag gewöhnen.

Die Grundschule Wutach im Internet http://www.grundschule-wutach.de

Info: Die förmliche Gründung des "Zweckverbands Schule" findet öffentlich am Mittwoch, 12. Dezember, um 19 Uhr im Haus des Gastes in Grafenhausen statt. Birgitta Stephan, Leiterin der Grund- und Förderschule Bonndorf, wird einen Vortrag halten zum Thema "Erwartungen an den Zweckverband zum Thema Inklusion". Weiterhin werden schulorganisatorische Änderungen innerhalb des Verbands besprochen.

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