Hand in Hand den Start erleichtern

Klitschnasse Experimente sind Programm des Bildungstags an der Wutacher Grundschule und am Kindergarten gewesen. Seit 15 Jahren agieren die Einrichtungen als Bildungshaus und bereiten Kinder auf die Schulzeit vor.
Im Eingangsbereich der Grundschule Wutach herrscht Gewusel. Gerade treffen Kindergartenkinder der St. Josef-Einrichtung in Begleitung ihrer Erzieherinnen ein. Als erklärt wird,wo sich die Stationen des Bildungstags befinden, kehrt Ruhe ein und die Grundschul- und Kindergartenkinder hören gespannt zu. Heute soll sich beim institutionsübergreifenden Bildungstag alles rund um das Thema Wasser drehen. Insgesamt fünf Stationen an denen gespielt, experimentiert, beobachtet und sich künstlerisch ausgetobt wird, stehen zur Verfügung.
Schulleiter Marco Johner ist für die Station „Spielen mit Wasser“ zuständig. Als die erste Gruppe eintrifft, verteilt er Pipetten und fragt, wie man sie verwendet. Der kleine Georg weiß, wie die Saugröhre funktioniert und führt stolz vor, wie sie sich mit Wasser füllt. Nun sollen die Kinder mit Hilfe der Pipette Wasser auf eine Münze träufeln, ohne dass es hinunterläuft. Das war nur eine der spannenden Aufgaben, denen sich die Kinder an dieser Station stellen sollen. Sie freuen sich über Erfolge bei den verschiedenen Spielen, hören dem Lehrer gespannt zu, wenn er etwas erklärt. Und beeindruckend: Kindergarten- und Grundschulkinder agieren als Team, um Aufgaben zu lösen.
Bildungstage wie dieser sind in Ewattingen fester Bestandteil einer funktionierenden Zusammenarbeit zweier Institutionen. Durch ihre enge Kooperation bilden die Grundschule und der Kindergarten seit nunmehr 15 Jahren das Bildungshaus Wutach. 2010 wurden sie Teil des Projekts „Bildungshaus 3-10“ des Baden- Württembergischen Kultusministeriums. Das Konzept sieht vor, dass Elementar und Primarbildung miteinander verschmolzen sind, berichtet Marco Johner. Gemeinsame Lern- und Spielzeiten von Kindergarten- und Grundschulkindern in jahrgangsübergreifenden Gruppen bilden den Grundbaustein. „Durch die enge Zusammenarbeit soll Kindern ab einem Alter von drei Jahren eine kontinuierliche Bildungsbiografie ermöglichwerten“, sagt Marco Johner. Umgesetzt wird das durch wöchentliche Besuche der Vorschulkinder in der Grundschule. Dabei werden die jüngeren Kinder spielerisch und ohne Druck lernen, wie der Schulalltag aussieht. „Wenn sie früh Kontakte pflegen, wird es einfacher bei der Einschulung.“ Eine Besonderheit des Bildungshauses Wutach sei die individuelle Einschulung. Es besteht die Möglichkeit, außerhalb des eigentlich vorgesehenen Einschulungstermins eingeschult zu werden. Das gelte zum einen für Kinder mit speziellen Begabungen, für die es sich anbiete, den Kindergarten früher zu verlassen. Zum anderen komme dies Kindern zugute, die zusätzliche Zeit für das Erlernen des Grundstoffes benötigen.
Mit Blick auf die Vorschule hätten die Wutacher Einrichtungen bereits vor der Etablierung des Bildungshauses viel zusammengearbeitet. „Ein Grund dafür, dass die Kooperation damals schon so gut funktionierte, war sicherlich, dass das Konzept der Familienklasse das gemeinschaftliche Lernen unterstützt.“Denn an der Wutacher Grundschule werden die Klassenstufen Eins bis Vier jahrgangsübergreifend unterrichtet. Durch die offenen Unterrichtsformen durchlaufen die Schüler den Lehrplan individuell im eigenen Tempo. Für Vorschulkinder sei das ideal, denn dadurch hätten sie die Möglichkeit, in den Unterricht reinzuschnuppern und sich mit Älteren zu vernetzen. Mit der Teilnahme am Projekt „Bildungshaus 3-10“ wurde die institutionsübergreifende Arbeit offiziell und weiter ausgebaut. „Den Kindern erleichtert das den Schulstart enorm, baut Ängste vor Neuem und Unbekanntem ab“, sagt Johner.
Doch nicht nur die Kindergartensprösslinge profitieren von der Kooperation. Das Sozialverhalten der Grundschulkinder werde durch den Kontakt zu den Jüngeren positiv geprägt,meint der Schulleiter. „Die Schulkinder dürfen in die Rolle des Größeren schlüpfen und den Kleineren helfen, tragen bei Aktionstagen als Patinnen für die Kindergartenkinder Verantwortung.“ Auch die wöchentlichen Vorlesestunden zweier Grundschulkinder im Kindergarten wirken sich positiv auf die Entwicklung der älteren Kinder aus. „Das laute Lesen vor Publikumstärkt das Selbstbewusstsein und das sichere Auftreten.“
Auch für die Lehrkräfte sei das Konzept hilfreich, denn durch den Austausch mit den Erzieherinnen und die Besuche der Kindergartenkinder, können sie ihre künftigen Schüler bereits vor dem Schulstart kennenlernen. Das erleichtere die Planung der Klassenzusammensetzung und man wisse, auf welchem Stand sich die Sprösslinge befinden.