In die Grundschule ohne Stichtag
In Wutach können Kinder fließend vom Kindergarten in die Schule wechseln, wenn es ihrem Entwicklungsstand entspricht.
WUTACH-EWATTINGEN. Kinder und Lehrerinnen mit dem Direktor Klaus Elbers der Wutacher Grundschule kamen mit Xylophonen, Flöten und Notenständer in den Garten des St. Josefs Kindergartens. Dort trafen sie sich mit den Erzieherinnen und allen Kindergartenkindern, um die Einschulung ihrer Kindergartenfreundin und neuen Schulkameradin Karla zu feiern – mitten im Schuljahr.
Solche Einschulungsfeiern im laufenden Schuljahr werden hier künftig öfter stattfinden, denn in der Ewattinger Grundschule bestimmt nicht nur der Stichtag ob ein Kind schulreif ist.
Durch das Bildungshaus, welches jeden Dienstag mit der Schule kooperiert, arbeiten Vorschulkinder gemeinsam mit den Grundschulkindern in drei unterschiedlichen Themengruppen. Die Kinder werden hierbei gemeinsam von Erzieherinnen und Lehrern betreut und in ihren Lernentwicklungen gefördert und beobachtet. Sobald ein Kind Interesse und Lernwille im Bildungshaus zeigt und seine Eltern es als schulfähig einschätzen, ermöglicht das Bildungshaus dem Kind einen Einblick in das Schulleben.
Es darf die Schule einen Monat lang für wenige Stunden am Vormittag besuchen und dort die ersten Aufgaben lösen. Lehrer, Erzieher und Eltern wägen dann die Situation des Vorschulkindes gemeinsam ab und entscheiden über eine zeitlich passende Einschulung. Nicht der Stichtag entscheidet über den Wechsel in die Grundschule, sondern die Entwicklung des Kindes.
Bei Karla kamen auch die Eltern, Großmutter, Patentante und Neffen sowie andere neugierige Eltern der Kindergartenkinder. Lehrerin Angelika Nowakoski stimmte mit einem Lied zur Einschulungsfeier ein. Schulkinder lasen eine Geschichte vor, welche die Situation des Einschulungskindes phantasievoll verbildlichte. Und auch die Kindergartenfreunde trugen einen liebevollen Spruch mit guten Wünschen vor. Dann verabschiedete sich die Kindergartenleiterin Angelika Färber vertrauensvoll von ihrem Vorschulkind, und ermutigend begrüßte Direktor Klaus Elbers das neue Schulkind Karla zum Eintritt in die Schule. Die Feier und Karla ging selbstverständlich und zufrieden inmitten der Schulkinder in das Nachbarhaus des Kindergartens, die Wutacher Grundschule.
Das dortige Lernkonzept beruht auf eigenständigem, individuellem Lernen. Arbeitsblätter liegen sortiert in den Regalfächern. Die Kinder begreifen sehr schnell, wie sie die Arbeitsblätter, die ihrem Lernstand entsprechen, finden. Diese arbeiten sie im eigenen Tempo durch. Durch kleine Tests erfahren sie, ob sie neue Aufgabenblätter beziehungsweise auch ein weiteres Fach im Regal beginnen können.
Dieses System bietet dem Kind nicht nur ein eigenständiges Lernen, sondern fördert es auch in seiner natürlichen Entwicklung, wie Direktor Klaus Elbers erklärt. Die Kinder zeigten nicht nur eine gute Lernleistung, sondern auch Kompetenz im Auftritt und Sozialverhalten.
Durch die individuelle Einschulung wird es dem Kind auch ermöglicht, im eigenen Tempo das Grundwissen für die weitere Schule schon in dreieinhalb Jahren zu bewältigen, oder es in viereinhalb Jahren mehr zu stabilisieren und so ein starkes Fundament für die weitere Schullaufbahn zu erreichen.